Facebook und die Forschung
Die neue Offenheit des Unternehmens?

Was ist drin?
- Datenschutz in Social Networks
- Auswirkungen von Social Networks auf Wahlen, Politik
- neue gesellschaftliche Funktionen von sozialen Netzwerken
- Fake News
- Medienkompetenz
- Marketing kritisch hinterfragen
Was ist passiert?
Mit dem Projekt Social Science One möchte Facebook eine Brücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft schlagen. Die Idee: Facebook möchte Wissenschaftlern den einfachen Zugang zu relevanten Nutzerdaten ermöglichen. So möchte das Unternehmen eine gesellschaftliche Funktion ausüben und mit der Unterstützung der Forschung zum Gemeinwohl beitragen.
Der Ansatz scheint auf den ersten Blick auch richtig gut. Facebook verfügt im Vergleich mit vielen (sozial-)wissenschaftlichen Einrichtungen über immense Möglichkeiten. Das Netzwerk ist technisch und finanziell hervorragend aufgestellt und gilt beispielsweise bei kununu als Top-Arbeitgeber, was Facebook hilft, viele kluge Köpfe in den eigenen Reihen zu versammeln.
Auch der Modus der Bereitstellung überzeugt. Ein Gremium erfahrener Wissenschaftler sichtet Anträge auf Datennutzung und identifiziert relevante Datensätze. Die Richtlinien für Datenschutz sind streng, alle Daten werden anonymisiert und zusätzlich werden Vorkehrungen getroffen, die eine nachträgliche Personenzuordnung verhindern.
In dem Projekt steckt viel Potenzial. Allerdings gibt es auch einen Beigeschmack.
Verantwortlich dafür ist unter anderem die Tatsache, dass auch zwei Jahre nach der Ankündigung lediglich ein Bruchteil der Datensätze verfügbar ist. Weltweit warten viele Wissenschaftler auf Analysematerial. Gerade weil die Welt der Social Networks so schnelllebig ist, ist das problematisch. Unter Umständen sind die Ergebnisse der Wissenschaftler bereits bei der Veröffentlichung veraltet.
Simon Hegelich, ein deutscher Politikwissenschaftler, möchte beispielsweise erforschen, ob und wie die Bundestagswahl 2017 von gezielten Desinformationen der Bürger in sozialen Netzwerken beeinflusst wurde. Die Ergebnisse sind auch mit Blick auf die 2020 anstehenden Wahlen wichtig. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass sie rechtzeitig vorliegen.
Diese Verzögerungen beim Project Social One führen aktuell dazu, dass Wissenschaftler nicht mehr sondern weniger Zugang zu Daten aus dem Netzwerk haben. Konnten sie sich bis vor einiger Zeit noch, wenn auch aufwändig, Daten über Schnittstellen sichern, die Facebook unter anderem für Programmierer vorhielt, wurden diese aufgrund anhaltender Datenschutzskandale rund um das Netzwerk stark limitiert.
Auch der Zeitpunkt der Ankündigung vom Project Social One ist interessant. Marc Zuckerberg, Gründer von Facebook, hat das Vorhaben im Rahmen seiner Befragung durch den US-Senat angekündigt, bei der er zu dem größten bis dato bekannten Datenschutzskandal rund um das Netzwerk Stellung genommen hat.
Somit ist Project Social One zwar ein Versprechen mit viel Potenzial, bis heute hat es aber vor allem dem Netzwerk geholfen, die Berichterstattung rund um Facebooks Datenschutz freundlicher zu gestalten. Allerdings wird schnell klar, wie groß der Einfluss von Social Networks auf unsere Gesellschaft sein kann - und wie wichtig es ist, sich in diesem Dschungel zurechtzufinden.
Weiterlesen: